Eine Mail, die vielleicht dein Leben verändert. Jeden Sonntag.
Eine Mail, die vielleicht dein Leben verändert. Jeden Sonntag.
„To become a master, you must first be willing to be a fool.“Richard Feynman
Du bist dümmer, als du denkst.
Sorry (not sorry) 🙃
Aber das ist eine gute Nachricht.
Wenn du mir deine Aufmerksamkeit für die nächsten Minuten schenkst, dann zeige ich dir in diesem Letter auch warum.
Falls du hin und wieder die Nachrichten verfolgst oder durch Social Media scrollst, ist dir bestimmt auch mal der Gedanke gekommen: "WTF ist eigentlich falsch mit diesen Menschen?".
Ich sag es dir.
Ein großes Problem in unserer aktuellen Gesellschaft ist nicht, das es so viele "dumme" Menschen gibt.
Das wirkliche Problem sind all die Menschen, die sich für weise und allwissend halten. Es gibt zu viele Menschen die glauben, sie hätten auf alles die richtigen Antworten. Sie hätten das Leben verstanden und ihre Sicht auf die Dinge ist die einzig wahre und richtige.
Das sind Menschen, die irgendwann aufgehört haben neues zu lernen und die sich gegen neue Perspektiven wehren. Anstatt ihren Horizont zu erweitern, verhärten sie die Ränder ihres Denkens. Übrig bleibt eine Weltanschauung, die es unter allen Umständen zu verteidigen gilt.
Das Problem ist nicht Unwissenheit, sondern Ignoranz.
Wir leben in einer Gesellschaft, die das Wissen feiert. In der Schule gibt es gute Noten, für alles, was du korrekt wiedergeben kannst. Im Fernseher läuft "Wer wird Millionär" und belohnt Menschen mit einem guten Allgemeinwissen. Daran ist grundsätzlich nichts falsch.
Aber es besteht die Gefahr, dass wir unsere Identität an diesen "Schau mal, was ich alles weiß"-Status haften. Wer einmal als klug, clever oder intelligent gilt, möchte dieses Label nur ungern wieder abgeben. Um diesen Status nicht zu gefährden, kann es schnell passieren, das wir es uns in bekannten Themen bequem machen.
Dazu kommen klassische Denkfehler, die es uns schwer machen, unsere Meinungen & Weltanschauungen zu hinterfragen.
Ein Beispiel ist der My-Side-Bias: Wir bewerten Informationen die unseren Ansichten entsprechen eher als wahr und korrekt, als Informationen, die uns widersprechen. Verstärkt wird das ganze durch die neusten Social-Media Algorithmen, die uns genau den Content anzeigen, der uns gefällt. Umso mehr wir aus "unserer Bubble" mitbekommen, umso stärker glauben wir daran, dass dies die Wahrheit ist.
All das macht uns nicht klüger, sondern selbstzufriedener.
Willkommen in der mentalen Sackgasse.
Der gefährlichste Gedanke lautet: Das weiß ich schon.
Denn er verschließt deinen Geist vor neuen Perspektiven. Du nimmst dir selbst die Möglichkeit neues zu lernen. Der Grund dafür ist Angst. Du hast Angst davor, zu erkennen, dass du falsch liegst. Du hast Angst davor, als Amater entlarvt zu werden. Du hast Angst davor "dumm" dazustehen. Etwas neues zu lernen wird dann immer unattraktiver.
Die Folge ist dauerhafte Stagnation.
Und das ist langfristig der Tod für ein kreatives & selbstbestimmtes Leben.
Wir müssen akzeptieren, dass wir "dümmer" sind, als wir denken.
Das mag hart klingen. Aber in Wahrheit ist es eine Befreiung.
Denn genau dieser Mind-Shift öffnet uns die Türen, für das Leben das wir leben wollen, aber noch nicht tun.
Wer bereit ist, sich neu zu entdecken, findet Wege, die andere übersehen.
Aus meiner Beobachtung heraus gibt es zwei Arten von Menschen:
1) Diejenigen, die immer schlau wirken wollen.
2) Diejenigen, die wirklich klüger werden wollen und keine Angst haben dabei "dumm" zu wirken.
Ich selbst gehörte lange Zeit zur ersten Gruppe. Eines meiner Lebensziele ist es, so weise wie Albus Dumbledore zu sein. (Falls du ihn nicht magst, denk an Gandalf oder Master Yoda)
Lange Zeit habe ich mich an mein Wissen geklammert und war stolz darauf, in diversen Trivial Pursuit Runden zu brillieren. Mit der Zeit habe ich aber erkannt, dass es viel aufregender ist zu entdecken, was ich noch nicht weiß, anstatt mich in meinem Wissensschatz zu suhlen.
Die Lösung, um ein weiser alter Julian zu werden, lautet:
Intelektuelle Demut oder auch Anfängergeist.
Es geht um eine Haltung der Offenheit gegenüber allem was wir lernen & entdecken. Anstatt alles direkt mit unseren Vorurteilen zu überladen, versuchen wir die Perspektive eines Anfängers (oder eines Kindes?) einzunehmen.
Wir begegnen der Engstirnigkeit mit einem offenen Geist. Das führt dazu, dass wir mehr Möglichkeiten entdecken, als wenn wir uns in unserem Experten-Wissen verschanzen würden.
Im Zen-Buddhismus trägt dieses Konzept den Namen: Shoshin
In the beginners mind there are many possibilits, in the experts there are few.
Die wahre Stärke liegt nicht darin, alles zu wissen – sondern darin, die Grenzen des eigenen Wissens zu erkennen. Und aus dieser Haltung heraus, das Leben als Entdeckungsreise zu betrachten.
Der legendäre Charlie Chaplin sagte: Wir sind alle Amateure. Wir haben gar nicht genug Zeit etwas anderes zu sein.
Er hat diesen Punkt sicherlich angemessener formuliert, als ich am Anfang dieses Letters, aber der Punkt steht. Und übrigens: Amateur bedeutet übrigens "Liebhaber". Amateure sind also die Menschen, die etwas aus der Liebe zur Sache tun und nicht nur, weil sie es gut können. Vielleicht sollten wir alle ein bisschen mehr Amateure sein?
Denn das ist die Grundlage für Ideen, Kreativität und Selbstverwirklichung. Sie entstehen nicht aus Gewissheit, sondern Offenheit & ehrlichem Interesse.
Aber wie schaffen wir es, diesen Anfängergeist zu bewahren?
Wie bleiben wir offen, neugierig und beweglich?
Hier sind drei Ideen:
Neue Perspektiven
Ich lese jedes Jahr ca. 30 Sachbücher. Ich würde niemals auf die Idee kommen zu denken, ich wüsste schon alles. In jedem Buch stecken neue Perspektiven, interessante Gedanken und inspirierende Geschichten.
Eine weitere Möglichkeit sind Reisen. Wenn du in andere Kulturen eintauchst, stärkt das dein "open-minded-thinking", denn du beginnst Vorurteile zu hinterfragen und neu zu justieren.
Gegensätzliche Argumente
Es kann helfen (und ziemlich unangenehm sein) deine eigenen Weltanschauungen zu hinterfragen. Wenn du genug Offenheit mitbringst, dann tausche dich doch mal mit einer Person aus, die eine komplett andere Meinung vertritt als du.
Wichtig dabei: Höre zu. Denn wenn du nur redest, dann erfährst du kaum etwas neues.
Neues ausprobieren
Trau dich doch mal wieder ein Anfänger zu sein.
Wirst du dich dabei wie ein Trottel anstellen? Möglicherweise ja. Meine Frau ist eine begnadete Künstlerin, von ihr inspiriert habe ich mich vor einigen Wochen an Acryl-Malerei versucht. Eine Leinwand sieht passabel aus, die andere schmückt nun unsere Mülltonne von innen. Aber es war spannend, diese für mich komplett neue Kunstform einmal auszuprobieren.
Wann hast du zuletzt etwas zum ersten Mal gemacht?
Wann hast du etwas aus Liebe zur Sache gemacht?
Wann hast du dir erlaubt, ein Trottel zu sein?
Umso öfter du deinen Anfängergeist stärkst, umso lebendiger wird dein Leben & Denken.
Denn echte Weisheit beginnt mit der Erkenntnis, dass du noch lange nicht ausgelernt hast.
Zum Abschluss noch eine Frage für dich:
Welche Meinung könnte ich infrage stellen, wenn ich mutig genug wäre?
Nutze diese Frage gerne als Journaling-Impuls